Charmante (Golf-)Ideen

Fotos: EVENTPRESS

Gespräch mit den beiden Vize-Präsidentinnen des Golfverbandes Berlin-Brandenburg Vanessa Herbon, Inhaberin der Golfmarketing-Agentur motte performance und Golfdirektorin bei A-ROSA, und Ariane Fränkle, Geschäftsführerin der Golfanlage Gross Kienitz, über die Aufgaben des Golfverbandes, die großen Chancen für den Golf-Tourismus und die Vorfreude auf die neue Golf-Saison.

Im März 2016 wurden mit Ihnen erstmals zwei Frauen in das ehrenamtliche Präsidium des Berlin-Brandenburger Golfverbandes gewählt. Ist das ein Ausdruck dafür, dass die Rolle der Frauen im Golfsport in Deutschland noch mehr anerkannt wird?

Ariane Fränkle: Es passt sicher gut zur wachsenden Zahl von Golferinnen in Deutschland und es spiegelt hoffentlich auch wider, dass wir Frauen im Golf-Management erfolgreich Aufgaben lösen.

Vanessa Herbon: Deutschland ist das Land mit dem größten Anteil an Golfspielerinnen. Aber in den verantwortlichen Golf-Gremien sind Frauen noch nicht so stark vertreten. Da sind wir im GVBB Vorreiter. Für uns sprach sicher auch, dass wir beide direkt aus der Praxis der Golfclubs kommen, in der Golf-Community gut vernetzt sind und die Entwicklung und die Herausforderungen des Golf-Business seit langem kennen.

Vanessa Herbon

Welche Aufgaben stellen Sie sich im Golfverband?

Vanessa Herbon: Wir wollen dazu beitragen, möglichst viele Menschen in der Region für den Golfsport zu begeistern. Zusätzlich möchten wir Golfer aus ganz Deutschland und aus dem Ausland motivieren, unsere tollen Golfanlagen in der Region zu besuchen.

Ariane Fränkle: Hier in Berlin und Brandenburg haben wir eine außergewöhnlich attraktive Golf-Region, die vielen Golfern in Deutschland noch nicht als solche bekannt ist und sehr unterschätzt wird. Wir müssen uns mit unseren schönen Plätzen in der Hauptstadtregion unbedingt bei den Golfern bekannter machen.

Worin zeigt sich denn diese Attraktivität?

Ariane Fränkle: Wir haben in unserer Region eine Ansammlung von sehr anspruchsvollen und unterschiedlichen Golfanlagen. Bis auf die zwei traditionellen Golfclubs in Wannsee und Gatow sind die anderen Plätze nach der Wende in den letzten 25 Jahren entstanden. Die Anlagen sind modern und großzügig angelegt. Jeder Bauherr wollte etwas Besonderes schaffen, um sich von anderen Plätzen abzugrenzen. Dazu wurden die international bekanntesten Golfplatz-Architekten beauftragt. Deshalb entstand diese Vielfalt.

Vanessa Herbon: In unserer Region gibt es insgesamt 19 Golfanlagen mit 38 Plätzen und rund 500 Golf-Löchern. Sie liegen alle im Radius von max. 70 Auto-Minuten von der Berliner Innenstadt entfernt. Dieses Angebot in Kombination mit den unzähligen Attraktionen der Hauptstadt ist einmalig.

Ariane Fränkle

Was kennzeichnet für Sie eine moderne Golfanlage, wie wir viele rund um Berlin finden?

Vanessa Herbon: Moderne Plätze sind großzügiger angelegt und auf die heutigen Schlaglängen der Spieler ausgerichtet. Außerdem leiden natürlich auch Gräser und Untergründe über die Jahre, sie werden anfälliger für Krankheiten und schlechte Wetterverhältnisse. So müssen z. B. Grüns eigentlich nach 25 Jahren erneuert werden. Da sind unsere jüngeren Golf-Anlagen natürlich im Vorteil, sie sind fast täglich und durchgehend in einem guten Turnierzustand.

Ariane Fränkle: Im Unterschied zu anderen Regionen in Deutschland ist der Golfsport in Berlin und Brandenburg noch recht jung. Woanders in Deutschland wird die Mitgliedschaft im Golfclub vielfach quasi „vererbt“, man spielt in der zweiten oder dritten Generation. In unserer Region ist die gesamte Golfszene neu. Die Clubs sind sehr Service-orientiert und offener, beispielsweise gegenüber Greenfee-Spielern, aber auch gegenüber Familien und Golf-Anfängern.

Was heißt das?

Vanessa Herbon: In den meisten unserer Clubs können Golfinteressierte sogar spontan kommen und die Faszination Golf ausprobieren – ohne Vorkenntnisse oder eine Clubmitgliedschaft. Aber auch für Golf-Profis haben wir mit unseren zahlreichen Meisterschaftsplätzen in der Region das ideale Angebot.

Während die Zahl der Touristen in der Stadt Berlin ständig überproportional wächst, kann die Golf-Landschaft um Berlin weniger Golf-Besucher anlocken. Woran liegt es?

Ariane Fränkle: Die Hauptstadt hat für ihre Besucher extrem viel zu bieten und kann deshalb keine klassische Golf-Region sein. Beispielsweise im bayrischen Bad Griesbach gibt es nicht viel anderes als Golf. Da vermarktet die Region natürlich schwerpunktmäßig Golf. In Berlin ist der Golfsport nur ein kleiner Teil in einem bunten Strauß an Freizeitangeboten, Sehenswürdigkeiten und Kulturveranstaltungen.

Vanessa Herbon: Mit dem starken Anstieg der Touristenzahl in Berlin können die Golfclubs der Region tatsächlich noch nicht mithalten, aber wir haben auch ein Wachstum zu verzeichnen. In der Vergangenheit musste allerdings auch jede Golfanlage für sich Werbung machen, um Golf-Touristen anzusprechen. Wir versuchen nun zusätzlich, auch gemeinsam als Hauptstadt-Golfregion Berlin-Brandenburg aufzutreten.

Abendstimmung in Gross Kienitz – Foto: Golfcenter Gross Kienitz

Was haben Sie sich konkret im Golfverband vorgenommen, um mehr Golfer nach Berlin zu holen?

Vanessa Herbon: Ganz oben auf der Tagesordnung steht die Aufgabe, die regionale Presse und die nationalen Golfmedien für das Hauptstadt-Golf-Thema zu interessieren, um so aktiver in der Öffentlichkeit aufzutreten. Unser Verband hat bereits die eigene Website (www.gvbb.de) aktualisiert, nun sind Informationen über alle Golfclubs direkt abrufbar.

Ariane Fränkle: Das GVBB- Magazin für Golf-Touristen „Hauptstadt-Golf “ erhielt ein neues Gesicht und präsentiert jährlich die komplette Golf-Szene mit allen Clubs, und es ist erstmalig zweisprachig in Deutsch und Englisch erschienen. Vanessa Herbon: Außerdem haben wir mit visitBerlin und Tourismus Marketing Brandenburg (TMB) Kooperationspartner gefunden, die viele Möglichkeiten und Erfahrungen einbringen und uns tatkräftig unterstützen. Auf beiden Webseiten ist jetzt das Thema Golf zu finden. Erstmals wird das Thema Hauptstadt-Golf auch bei zwei Net-Working Events in China auf der Agenda stehen.

Welche Rolle spielen für den Golf-Tourismus Quartiere auf den Golfanlagen?

Ariane Fränkle: Das ist schon ein lohnenswertes Ziel, auf diese Weise dafür zu sorgen, dass der Golf-Tourist mehr Zeit in der Region verbringt. Dazu ist allerdings eine Infrastruktur zu schaffen und das braucht seine Zeit. Gegenwärtig haben wir nur in zwei Golfclubs das Hotel direkt am Golfplatz, im A-ROSA Golfclub Bad Saarow und im Golf- und Landclub Semlin. Natürlich kooperieren andere Golf-Clubs mit Hotels in unmittelbarer Nähe, diese sind dann auch nur wenige Shuttle- bzw. Autominuten entfernt.

Vanessa Herbon: Langfristig wünschen wir uns Kooperationen mit den großen Hotels der Hauptstadt unter dem Motto: Übernachten und Shopping in der City und Golf Spielen in Ketzin, in Seddin oder Bad Saarow. Wenn das internationale Publikum eine schöne Zeit auf dem Golfplatz verbringen will, dann muss es ganz normal sein, die Golf-Ausrüstung auszuleihen und mit einem Shuttle zum Golf spielen gebracht zu werden. Der Tourist bekommt dann das Erlebnis „Hauptstadt und Golf“.

A-ROSA Scharmützelsee – Austragungsort der EMM 2018 – Foto: A-ROSA Scharmützelsee

Das klingt gut. Wie ist der gegenwärtige Stand?

Ariane Fränkle: Einzelne Golfclubs haben Vereinbarungen. Von Seiten des Verbandes gibt es noch keine Angebote für Packages aus Golf und Hotel. Eine solche Zusammenarbeit muss wachsen.

Vanessa Herbon: Auf jeden Fall haben wir im Verband eine „Hauptstadt-Golfkarte“. Mit ihr besteht die Möglichkeit, eine Runde Golf in jedem der derzeit beteiligten 14 Golfclubs mit einem Preisrabatt von 20 Prozent zu spielen. Der Rabatt wird an jedem Tag auf die entsprechende Tagesgreeenfee gewährt und gilt für jeden Golfclub einmalig. Nur ein Unkostenbeitrag von einmalig zehn Euro fällt pro Karte an.

Was erwarten Sie von der Saison 2017?

Ariane Fränkle: Wie alle Golfer freuen wir uns aufs Golf Spielen. Alle Golfclubs in ganz Deutschland starteten die Saison Anfang Mai unter anderem mit den Erlebnistagen. Das ist über den Zeitraum meist von einer Woche so eine Art Tag der offenen Tür, an dem jeder ganz unkompliziert das Golf spielen ausprobieren kann. In diesem Jahr kamen 350 Interessierte zu uns nach Gross-Kienitz, so viele wie noch nie an einem Tag der offenen Tür – ein gutes Omen für die Golfsaison.

Helfen solche Erlebnistage, das Image vom Golf zu verbessern?

Ariane Fränkle: Zunächst vermitteln wir den Spaß am Golfsport. Das ist ganz wichtig.

Vanessa Herbon: Die Leute erproben sich nicht nur, indem sie auf der Driving Range Bälle abschlagen, sondern in unserer Region gibt es ganz viele öffentliche Kurz-Plätze. Hier kann jeder – wie im Bowling-Center – ohne Vorkenntnisse und Spiel-Praxis kommen, Schläger ausleihen und direkt auf einem richtigen, nur etwas kürzeren Golfplatz spielen. Wenn ein Ball dann zum ersten Mal richtig fliegt und man dann auch noch das Geräusch hört, wie der Ball ins Loch fällt, ist man infiziert.

Wie hoch sind die finanziellen Hürden?

Ariane Fränkle: Alle Clubs haben unterschiedliche und flexible Modelle, entsprechend dem Budget an Zeit und finanziellem Aufwand. Man kann schon für einen Mitgliedsbeitrag von 39 Euro im Monat mit dem Golfspiel beginnen. Das ist nicht teurer als die meisten Fitness-Studios, im Gegenteil.

Was macht der Golfverband in der Nachwuchsarbeit?

Vanessa Herbon: In ganz Deutschland läuft das Projekt „Abschlag Schule“, gefördert vom Deutschen Golfverband. Die Golfclubs organisieren mit Schulen in ihrer Region Golfunterricht. Die Schüler werden mit einem Bus zur Golfanlage gebracht, sie lernen Golf und können sogar die Platzreife ablegen.

Ariane Fränkle: Manche bieten das als eine Schul-AG an, andere organisieren einen Sport-Kurs drei Stunden die Woche, es gibt auch Golf als Wahlpflichtfach, dann wird eine Prüfung abgelegt und es werden auch Sport-Noten vergeben. Sehr aktiv ist beispielsweise die Annedore Leber-Grundschule in Lichtenrade.

Vanessa Herbon: In diesem Zusammenhang ist auch unser Einsteiger-Golf-Pass zu nennen. Er kann beim Golfverband Berlin-Brandenburg zum Preis von 19 Euro erworben werden. Damit hat man die Möglichkeit, auf insgesamt acht Golfanlagen jeweils einen Schnupperkurs zu belegen oder eine Runde auf dem Kurzplatz zu spielen. Übrigens, beim diesjährigen Turnfest Anfang Juni in Berlin wurde am Brandenburger Tor die „Aktion mitmachen“ organisiert, bei der sich verschiedene Sportarten vorstellten. Auch wir als Golfverband haben unseren Lieblingssport präsentiert. Und wir haben gezeigt: Jeder kann Golf spielen und es macht Spaß.

Der Golfverband hat auch eine neue Vorteils-Karte von Mitgliedern für Mitglieder. Was beinhaltet sie?

Vanessa Herbon: Das ist die GVBB Greenfee-Karte für alle, die Mitglied in einem teilnehmenden Golfclub hier in der Region sind. Sie dürfen mit einer 30-prozentigen Reduzierung des Greenfees auf einer anderen Anlage spielen. Das gilt für insgesamt neun Golfanlagen. Also, unser Golfverband hat für Golf-Touristen mit der Hauptstadt-Golfkarte wie für die Golfer von hier einiges in Bewegung gesetzt.

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