Dujardin: Berliner Eckkneipe trifft Wiener Kaffeehaus

Fotos: Gerald Backhaus

Passend zum Schmuddelwetter laufen „Die Regenschirme von Cherbourg“ mit der jungen Catherine Deneuve. Gäste aus Frankreich fühlen sich hier sehr wohl, so Werner Geyer. Der Inhaber sitzt unter Autogrammen von Künstlern wie Gilbert & George, Olafur Eliasson und Pierre et Gilles. Man fühlt sich wie in einem Wiener Kaffeehaus, das mit einer Berliner Eckkneipe gekreuzt wurde. Der Name erinnert an Weinbrand und „dicke Hose“, lässt aber auch an Garten (franzöisch „jardin“) denken und daran, dass der Wedding mal französische Besatzungszone war.

Die beliebtesten Getränke und Speisen?

Bei den Cocktails ist es der Negroni. Zu Kaffee und Kuchen kommen viele Gäste ins Lokal, das ab mittags geöffnet ist. Frühstücken kann man bis 14 Uhr, bis 21 Uhr hat die Küche geöffnet. Neben hausgebackenen Kuchen werden sehr gern der Handkäs mit Musik (Harzer Käse mit hausgemachter Zwiebelmarinade) und die bayrische Brotzeit mit Obazda, roten Zwiebeln, Landjägern und Gurke bestellt. Boulette mit Brot oder Kartoffelsalat ist auch ein Klassiker im Dujardin.

Bier und Wein?

Pilsner Urquell vom Fass für 3,50 Euro (0,3 l) und 4,50 Euro (0,5 l). Aus der Flasche gibt es Weißenoher Glocken Hell aus Franken, Gösser Radler, Null Josef alkoholfrei sowie Biere von Schneider und Erdinger. Neben französischem Landwein, A. Schnabel Riesling aus Reinhessen, Weißburgunder Dreissigacker und Cote du Rhone „La Rocaille“ werden auch Apfelwein „Frau Rauscher“, Sauergespritzter und Ostmost-Cidre gereicht.

Das günstigste und das teuerste Getränk?

Einen Espresso gibt es für 2 Euro. Cocktailklassiker wie Negroni, New York Sour, Gin Fizz Royal, Espresso Martini, Old Fashioned oder White Russian kosten zwischen 9 und 11 Euro.

Betreiber?

Werner Geyer ist ein erfahrener Gastronom, Dujardin ist für ihn bereits der 14. Laden, für seine Frau allerdings der erste. Der Mann stammt aus Nürnberg und eröffnete 1988 sein erstes Lokal in Hamburg. In Berlin ist er vielen durch seine legendäre Bar „Muschi Obermaier“ bekannt. Diesem Lokal in der Torstraße in Mitte hatte Corona leider den Garaus gemacht. Werner Geyer betrieb außerdem die Barbarabar in Charlottenburg und die Bar im Haus der Berliner Festspiele. Da er und seine Frau in der Uferstraße im Wedding wohnen, griffen sie zu, als 2013 das Ladenlokal im Erdgeschoss ihres Hauses frei wurde und eröffneten dort das Dujardin. „Diese Ecke schrie danach. Hier fehlte ein Café. Wir sind aber viel mehr als das: eine Kommunikationsstelle.“

Einrichtung und Konzept?

Der Laden wirkt so, als ob er „schon immer“ da gewesen wäre. Wie in einem Wiener Kaffeehaus gibt es ein Glas Wasser zum Kaffee, Zeitungen zum Durchblättern, und hier wird nur in bar bezahlt. Die Einrichtung ist ein Konglomerat aus verschiedenen Zeiten. Wenig ist neu bis auf den Betonboden und das Parkett. Die weißen Stühle stammen aus einer Kirche in Moabit, die Tischplatten sind Fassadenplatten eines Hauses im Osten Berlins, Tischbeine kommen aus Brandenburg, und da steht ein selbst zusammengeschweißter Tisch. Die Idee aus Exstierendem etwas Neues zu schaffen, fasziniert Werner Geyer und sein Team, das aus etwa 10 Leuten besteht. 50 Sitzplätze gibt es, bei schönem Wetter kommen nochmal 50 draußen dazu. 

Veranstaltungen?

Filmvorführungen wie die aktuelle Reihe mit Catherine Deneuve – nach den Regenschirmen von 1964 lief dann „Begierde“ – gab es vor fünf Jahren schon mal. Nach einer Pause wurde diese idee von Werner Geyer wieder neu belebt. Alle zwei Wochen werden immer dienstags französische Klassiker bei freiem Eintritt gezeigt. „Damit erfüllen wir unseren Bildungsauftrag und zeigen der Weddinger Jugend Klassiker der Filmgeschichte.“ Fußballabende gibt es – „bis auf die WM in Katar“ – im Dujardin auch. Und am 13. Juli 2023 wird natürlich das 10-Jährige gefeiert.

Musik?

Tagsüber klingt es klassischer, da laufen unter anderem französische Chansons, abends wird es etwas expressiver und lauter. Hängt ab davon, wer gerade hinterm Tresen steht.

Kundschaft?

Als individuell, analog, zeitlos, fair und dezidiert kleinteilig beschreibt Werner Gayer das Dujardin. Dementsprechend gibt es ein breites Spektrum an Gästen. Hier herrscht eine sehr offene Atmosphäre, und „man kann auch mit der Schwiegermutter herkommen“. Neben jungen Künstlern, die im Wedding wohnen, sind auch alte Säcke auf ein Bier, zum Kaffee oder Wein hier gern gesehen. An Tagen, wenn der Piano Salon Christophori in den Uferhallen stattfindet, gibt es eine anderes Publikum. Dann landen oft Gäste, die nicht aus der Gegend stammen, im Dujardin.

Zukunft?

„Kneipiger“ soll es abends werden. Werner Geyer begreift sein Lokal nicht als Restaurant, sondern als einen Ort der Kommunikation. Früher gab es Lesungen und auch Konzerte. Werner Geyer möchte daran anknüpfen und plant wieder mehr Veranstaltungen wie die Filmabende. Der Dienstagabend im Dujardin soll aller zwei Wochen „queer“ werden, doch sind dann trotzdem alle, die mögen, willkommen.

Geöffnet?

Dienstags bis sonntags von 12 Uhr bis Mitternacht oder 1 Uhr. Tische reservieren ist möglich.

www.cafedujardin.de

 

Secured By miniOrange