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Fotos: Alexander von Gersdorff

Die vierte Rallye des Historischen Motorsportclub Ritter von Kalebuz e. V. im ADAC am 30. und 31. Mai 2019 führte an die Müritz. Mal eben rund 550 Kilometer in gut 30 Stunden absolvierten Teams des vor gut zwei Jahren gegründeten Berliner Oldtimerclubs in ihren historischen Fahrzeugen.

Die Fahrt nach Mecklenburg-Vorpommern verlief pannenund störungsfrei. Es dominierten wieder die Porsche, vor allem drei späte 356er, darunter ein Cabrio und ein 1964er Carrera sowie ein klassischer 911er. Ferrari war mit einem offenen Mondial, einem 400i sowie einem 550 Maranello vertreten. Rolls Royce mit einem offenen Corniche und einem1963er Silver Cloud. Aus dem Mercedes-Lager gab es zweimal den 280 (Spitzname „Pagode“), zum einen ein frischrestaurierter 280 SL von 1969 und zum anderen ein Coupé aus demselben Jahrgang. Einzige Limousine war ein 1982er Audi 100 CD 5E. Zu den Teilnehmern zählten auch zwei Gäste-Teams.

Erstes Ziel war das Luftfahrttechnische Museum in Rechlin am Südwestende der Müritz. Der viel zu wenig bekannte Ort war einst Zentrum für die Entwicklung der militärischen Luftfahrt. Hier wurde unter anderem der Schleudersitz erfunden. Viele Ausstellungsstücke zeigen bekannte Typen wie die Me 262 oder die V1-Rakete – wie auch Überreste von Maschinen, die die erbitterte Auseinandersetzung in der Luft verdeutlichten, die 1944 zur weitgehenden Vernichtung des Standortes samt Flughafen durch amerikanische Bombenangriffe führten.

Das Hauptziel der Ausfahrt reicht historisch noch weiter zurück: Schloss Ulrichshusen mit benachbartem Gutshof, in dem die „Burgfräulein“ und „Ritter“ des Oldtimerclubs mit den alten Karossen den Abend und die Nacht verbrachten.

Das Abendprogramm war mit der Siegerehrung für das traditionelle Oldtimer-Quiz ebenso gefüllt wie mit zwei Vorträgen: Vorsitzender Karl Kraus gab unter dem Titel „Oldtimer im Spannungsfeld zwischen Erhaltung von Kulturgut und Geldanlage“ Einblicke in die Welt der professionellen Sammler. Club-Mitglied Christian Malorny berichtete mit seinem beruflichen Beratungshintergrund über die aktuelle schwierige Lage der Automobilindustrie unter dem Druck harter politischer Regulierung wie der digitalen Transformation. Die Siegerehrung im Zeichen des ADAC-Wimpels galt den Gewinnern des Rallye-Rätsels, das erneut von Vorstandsmitglied Peter Klotzki formuliert worden war. 18 Fragen mit jeweils vier Antwortmöglichkeiten führten tief in die mehr oder weniger jüngste Automobil-Geschichte wie etwa die Frage nach der „Silbernen Zitrone1976“ oder der Besonderheit des „DAF“.

Am Morgen wurde die Runde von Gräfin Alla von Maltzahn begrüßt, der Hausherrin von Schloss Ulrichshusen. Es ist benannt nach einem frühen Vorfahren, „Ulrich“, der sich damit noch vor dem Dreißigjährigen Krieg ein Haus für die Ewigkeit baute. Im Jahr 1987 brannte das Gebäude mit der wechselhaften Geschichte weitgehend aus, konnte aber durch den persönlichen Einsatz der Familie von Maltzahn gerettet und neuer Nutzung zugeführt werden.

Als Zwischenstopp auf dem Weg zurück nach Berlin war der Besuch beim Namensgeber des Clubs, Ritter von Kalebuz, im nordbrandenburger Örtchen Kampehl eingeplant, bevor sich dann jeder Oldtimer auf den Weg in seine Garage machte.

Herbst-Rallye nach Sachsen

Am ersten September-Wochenende ging es von Berlin in Richtung Dresden. Von Kladow aus bewegten sich die 24 Teilnehmer auf den Landstraßen über Potsdam in Richtung Süden. Diesmal vertreten: vier Mal Mercedes, vier Mal Porsche, je einmal Rolls Royce, BMW und Fiat. Die beiden letztgenannten Fahrzeuge waren nach Restaurierung erstmals bei einer Ausfahrt dabei.

Ziel war das Hotel Schloss Eckberg an der Elbe gegenüber der Dresdner Altstadt. Von hier aus startete noch am Nachmittag eine Stadtrundfahrt mit einem Oldtimerbus. Der Samstag begann mit dem Besuch von Schloss Pillnitz und führte über Schloss Weesenstein zum Deutschen Uhrenmuseumin Glashütte. In der Champagner-Lounge des Restaurants Classico Italiano gegenüber der Frauenkirche wurden auch die Preise für die Gewinner des schon traditionellen Rallye-Rätsels verliehen.

Den Abschluss bildete am Sonntagvormittag eine Führung durch Schloss Moritzburg – und zwar von der Geliebten Augusts des Starken, Gräfin Kosel, höchstpersönlich. Zumindest legte das ihre zeitgenössische Garderobe nahe – ein sprichwörtlich krönender Abschluss der nunmehr 5. Rallye der Kalebuzer.

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