Nichts gemerkt!

Foto: privat

Ältere Leser werden sich noch an die Bilder von Autos erinnern, vor die man Pferde gespannt hatte, um auch ohne Sprit mobil sein zu können.

1973 erlebte Deutschland die erste Ölkrise (die eigentlich eine Ölpreiskrise war!), der dann im Laufe der Jahre noch einige weitere folgten. Die OPEC machte damals mit ihrer Preispolitik sehr drastisch klar, was die Wirtschaft in Schwung hält: Energie! Nicht nur Erdölprodukte wie Benzin und Diesel, sondern auch Erdgas und Kohle sind die fossilen Speicher, aus denen die Kraft für so ziemlich alles kommt, was unser Leben lebenswert macht. Und wer diese Energiespeicher besitzt, hat die Macht. Die Männer am „Drücker“ verfügen damit über eine Waffe, die ganze Volkswirtschaften zerstören kann. Diese Lehre ist nicht neu, aktuell aber wieder einmal sehr deutlich: Ohne russisches Erdgas und Rohöl steht Deutschland ein kalter Winter bevor!

Was kann man tun, um energiepolitische Entscheidungen von autokratischen Regimen weniger folgenschwer werden zu lassen? Ideen wie Sonntagsfahrverbote und Tempolimits waren schon in den 70ern des letzten Jahrhunderts eher Lachnummern, weil nicht nachhaltig wirksam. Neuere Ideen, die im Zusammenhang mit explodierenden Energiepreisen auf die Tagesordnung gesetzt wurden, heißen „9-Euro-Ticket“ und „Spritpreis-Bremse“ und sollen die Auswirkungen hoher Energiepreise für den Bürger dämpfen. Beide Programme sind steuerfinanziert, zeitlich befristet, in ihrer Wirkung eher so lala, haben aber interessante Nebeneffekte. Der eine bestätigt die oben getroffene Aussage: Wer am „Drücker“ sitzt, kann machen, was er will. Hier ist es der Kraftstoffpreis, der trotz Energiesteuerrabatt einfach nicht sinken will. Der Kraftstoffmarkt in Deutschland ist ein Markt ohne Wettbewerb. Bei der Preisgestaltung gibt es stattdessen nur ein Parallelverhalten der Marktteilnehmer, der sonst übliche Unterbietungsmechanismus ist bei uns offenbar außer Kraft gesetzt. Das ist gerade wunderbar zu erkennen, auch für diejenigen, die bislang keine Fehlentwicklung bemerkt haben wollten. Der andere Nebeneffekt betrifft die Bahn, auf die wir ja schon ewig alle umsteigen sollen, um den Klimawandel zu bremsen. Seitdem Benzin teuer ist und Bahntickets billig, passiert das auch. Und zwar massenhaft! Sehr deutlich wird jetzt bemerkt, dass die Bahninfrastruktur darauf nicht vorbereitet war.

Beide Erkenntnisse gab es schon lange, allerdings angeblich nur am Stammtisch. Alle anderen und sogar die Politik hatten bisher davon nichts gemerkt …

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