„Quatsch ist sein Leben“

Foto: Pavol Putnoki

Privat hat Thomas Hermanns alles, was er braucht: einen reizenden Mann, eine großartige Familie… Gerade ist er 60 geworden und sein „Quatsch Comedy Club“ 30. Rechtzeitig zum runden Geburtstag kam das Buch „Sexy Sixty” auf den Markt – hauptsächlich Mode-Tipps für Männer um die 60. Im Gespräch verrät er uns ein paar Styling Tipps.

Das weiße gebügelte Hemd hat noch nie jemandem geschadet. Das ist die Lösung oft in den südlichen Ländern. Aber auch mit Farben darf man ruhig umgehen. Und auch kleine Tricks: Ich sage ja auch: Puder um die Augen rum macht auch mal gleich wieder fünf Jahre frischer. Also, auch da sollte man als Mann jetzt nicht panische Angst haben vor Make-up. Das muss halt auch ein bisschen gut gemacht und gut geübt werden.

Und Haare färben, wie stehen Sie dazu?
Es muss sehr gut gemacht sein … Da sieht man ja viele Beispiele, wo auch die blonden Spitzen nach hinten losgegangen sind. Ich mach das nicht, weil ich einfach weiß: Wenn ich das mache, dann muss ich es immer machen. Also, klar, du kannst sagen so mit 70: Jetzt werde ich grau. Aber ich hab gesagt: Ich mach es von Anfang an nicht, weil es mir auch ein bisschen zu anstrengend ist, dann immer wieder dieselbe Farbe rein. Wenn man ein schönes Grau hat, dann kann man das, finde ich, ruhig zeigen. Wenn man jetzt eine hässliche Farbe hat, kann man ruhig färben. Ich finde, das ist nichts Schlimmes.

Sie sagen auch, dass es wichtig ist, sich mit jüngeren Leuten generell zu umgeben, damit man auch mental frisch bleibt.
Das ist so wichtig. Es ist doch schön, dass neue Themen da sind, neue Trends. Das fand man früher auch intellektuell spannend. Und ich finde, das ist ganz wichtig, und auch auf der anderen Seite, dass man das eigene Wissen weitergeben kann, also Mentoring, wie der Amerikaner sagt, wird wirklich wichtig. Man weiß auch viel, auch aus dem Job oder aus dem Leben, man hat ja Lebenserfahrung, die man an Jüngere weitergeben möchte.

Da hält natürlich Comedy auch besonders fit, 30 Jahre Quatsch Comedy Club. Gab es denn eigentlich auch mal jemanden, der grandios gescheitert ist?
Das ist oft passiert. Das Stand-up ist deshalb so schwer, weil es so leicht aussieht. Aber natürlich weiß jeder, der mal auf einer Hochzeit eine Rede halten musste, wie schwer es ist, allein auf einer leeren Bühne ein Publikum zu kriegen, zu motivieren, hochzureißen und zu bearbeiten. Da kann viel schiefgehen. Und es sind auch oft Kleinigkeiten. Ich hab das auch erlebt, dass jemand einfach schon im Rausgehen was hatte, wo Leute sich erstmals im Saal zurücklehnen und sagen: Der soll erstmal zeigen, dass der lustig ist. – Das sind ganz intime Vorgänge zwischen Bühne und Publikum eigentlich. Das ist spannend, ein bisschen wie daten. Man stellt sich so hin und fängt an zu reden. Und das Date gegenüber, wie im Restaurant, überlegt sich erstmal: Mag ich die Person? Will ich den überhaupt hören? Warum redet der und nicht ich?! Das muss man überwinden und muss dann Leistung bringen, indem man eben die richtigen Gags und das richtige Material hat. Aber es ist wirklich sehr psychologisch, und das kann man lernen, das ist erlernbar.

Ist jemand durch die Decke gestartet, den Sie von Anfang an unterschätzt hatten?
Also, dass bei Cindy aus Marzahn, das hab ich nicht gedacht, dass es so schnell geht. Das war sicher der schnellste Aufstieg, den ich je gesehen habe. Frauen fehlen immer in der Stand-up-Comedy, aber eigentlich fehlt auch jemand aus dem Osten. Ich hab aber gar nicht an eine Figur gedacht wie Cindy, sondern ich hab eigentlich an eine Frau aus dem Osten, die so sagt wo’s lang geht. Und das war schon eine Lücke. Und ich glaube, in diese Lücke ist Ilka Bessin reingegangen und deshalb ist das so wahnsinnig schnell passiert.

Gibt es einen Trend im Moment? Stichwort queere Comedy?
Wir hatten schon Queer-Comedy, als wir in Berlin angefangen haben. 2002 haben wir schon einmal im Monat das gemacht. Das lag auch an mir, ist ja klar, dass ich gesagt habe: Ich hätte gerne mehr queere Stimmen auf der Bühne. Ist dann, würde ich sagen, im Fernsehen normaler geworden, also, die schwulen Kollegen, die dann jetzt auch schon jünger sind und Stand-up machen, da ist das schon sehr selbstverständlich. Bei den lesbischen Damen hat es noch ein bisschen gedauert, bis nach Hella von Sinnen und Maren Kroymann. Also Tahnee machte auch eine neue Tür auf und ist sicher auch ein Vorbild für lesbische Performerinnen. Im Trans-Bereich, da geht auch noch einiges.

Gibt es ein Rezept? Wie geht gute Stand-up-Comedy?
Na ja, es sind zwei Teile. Das erste ist quasi die Technik. Wie ist ein guter Text aufgebaut? Wie funktioniert eine Punch-Line? Wie funktioniere ich auf der Bühne? Was bringe ich da rüber? Das kann man lernen. Der andere Teil ist der rätselhafte Talentteil. Wie hat man funny bones? Wo kommt das Komische her? Und das ist nicht zu lernen, kommt oft aus der Biografie. Also, ich sage immer, dass die guten Comedians alle auf dem Schulhof nicht in der Mitte standen. Also, eine gewisse Außenseiterposition motiviert anscheinend auch zu sagen: Wartet mal ab. Da steh ich mal auf der Bühne, und ich werde über das alles reden, und ihr werdet mich lustig finden. Das kann man nicht imitieren. Man muss seine eigene Stimme finden.

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