
Sambias Botschafterin Winnie Chibesakunda hat in Berlin studiert und viele Jahre in Deutschland verbracht. Das prägt sie bis heute.
Aus dem Fenster in der 5. Etage schaut man auf das Motel One am Spittelmarkt. Ein paar Meter weiter stand die Mauer, der Pflasterstreifen um die Ecke markiert ihren Verlauf. Hier, an der Axel-Springer-Straße, logiert die Botschaft der Republik Sambia. Botschafterin Winnie Chibesakunda hat mich zum Kaffee eingeladen. Sie spricht fließend Deutsch, in den 1980er Jahren hat sie in Ost-Berlin studiert.
Anfang 20 war sie damals. In Wilkau-Haßlau bei Zwickau studierte sie zunächst Betriebswirtschaft. Im Sommer 1985 war der erste Abschluss geschafft. Von Sachsen ging es nach Ost-Berlin, an die Hochschule für Ökonomie in Karlshorst. „Ich hatte ein Apartment in Lichtenberg und einen roten Ford Capri.“ Als Ausländerin konnte sie jederzeit über den Checkpoint Charlie oder die Bornholmer Straße in den Westteil der Stadt fahren, Freunde in Wilmersdorf, Spandau und Wedding besuchen. Im Dezember 1987 heiratete sie ihren sambischen Landsmann Longa. Im März 1989 kam ihr erster Sohn Chita zur Welt.
Am 9. November 1989 saß sie abends mit ihrem Mann vor dem Fernseher. Was ist da los, die Mauer ist gefallen? „Wir glaubten das nicht.“ Also sprangen sie in ihren Ford Capri und düsten zur Bornholmer Straße. Dort habe sie zum ersten Mal einen Grenzposten lächeln sehen. „Es war ein sehr emotionaler und unvergesslicher Moment.“
1991 schloss die heutige Botschafterin ihr Studium ab. Die junge Familie zog nach Bonn, wo die Söhne Chono und Nchimunya geboren wurden. Winnie sammelte erste Erfahrungen als Botschaftsmitarbeiterin. 1995 bot man ihr eine Diplomatenausbildung in Sambias Hauptstadt Lusaka an. Sie bestand alle Prüfungen, kehrte als frischgebackene Diplomatin nach Bonn zurück und war zuständig für den Bereich Wirtschaft, Handel und Tourismus.
Nach 20 Jahren in Deutschland ging Winnie Chibesakunda 2006 nach Sambia zurück, um einen Job im Außenministerium zu übernehmen. Es sei schwierig für sie gewesen, sich nach der langen Zeit wieder einzuleben, verrät sie mir. Deutschland habe sie geprägt. „Dinge wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit.“ In Sambia hätten die Kollegen im Außenministerium ihr deshalb einen Spitznamen verpasst: „German Iron Lady“. 2015 ernannte man sie zur Botschafterin in China, einer der wichtigsten diplomatischen Posten, die Sambia zu vergeben hat. Im Oktober 2023 kehrte sie schließlich als Botschafterin nach Berlin zurück. Gerade ist sie in ihre neue Residenz in Zehlendorf gezogen.