Ein Klassiker: Die Green Door Bar

Foto: Stefan Maria Rother

Eine Cocktailbar, die vor 26 Jahren eröffnet wurde und nach wie vor schwer angesagt ist, kann man ohne Frage als Urgestein der Bar Szene bezeichnen. Zum Gespräch mit Andrea Kuhn in der Ecke vorn am Eingang mit den Chesterfield-Ledermöbeln, die die Patina der Jahre haben, gab es wegen der frühen Stunde Leitungswasser.

Bekannt ist die Bar in der Winterfeldtstraße durch ihre Eigenkreationen, für die raffinierte und teils selbst hergestellte Zutaten verwendet werden, und natürlich ihre klassischen Cocktails. Vor kurzem bekam sie den Barkulturpreis von Berliner Meisterköche – Berlin Partner.

Die beliebtesten Getränke?
Am meisten bestellt wurde in den letzten Wochen eine Eigenkreation: der Royal Cannonball. Cannon steht für Kanone. Diesen als Highball bezeichneten sehr englischen Cocktail auf Gin-Basis krönt eine kleine Kugel Sorbet mit dem Geschmack von Jasmin-Limette aus der benachbarten Eisdiele „Kiez-Eis“. Klassische Drinks wie Whisky Sour und Negroni verkaufen sich auch gut.

Besonderheiten bei den Getränken?
Beim Highball wird zu einer alkoholischen Basisspirituose ein größerer Anteil eines alkoholfreien Mixers gegeben, oft ein kohlensäurehaltiges Getränk. Bei einem London Buck in der Green Door Bar zum Beispiel ist es Ginger Beer, das zu Gin, Zitrone und Zitronenzeste kommt. Ein Highball wird normalerweise auf Eis in einem großen Highball-Glas mit geraden Seiten oder in einem Collins-Glas serviert. Neben dem Royal Cannon Ball gehen London Buck, Orlando Highball (auf Wodka-Basis) und Atlantic Mule (mit Islay Whisky) gut. Die experimentierfreudige Barchefin Maria Neumann liebt es, regionale und saisonale Produkte zu verwenden, wie z.B. Humboldt-Gin aus dem Spreewald. Sie arbeitet viel mit Sake und produziert auch eigene Kreationen vor Ort. Bei den Spirituosen wird auch mit dem Freimeisterkollektiv kooperiert.

Das günstigste und das teuerste Getränk?
Der Royal Cannonball kostet 14 Euro, und einen Espresso gibt’s für 3,50 Euro. Leitungswasser wird gratis in Flaschen bereitgestellt.

Bier?
Neben unfiltriertem dunklen Lager Bier von Artos, das aus der Brauerei von Andrea Kuhns Bruder stammt, gibt es italienisches Peroni Lager sowie IPA und Pale Ale von Maisel & Friends.

Was zu essen?
Mit Oliven und geröstetem Mais, einer Käseplatte und Landjägern kann man sich eine gute Grundlage für den Cocktailabend schaffen.

Foto: Katja Hiendlmayer

Betreiber?
Der Drehbuchautor Fritz Müller-Scherz, der u.a. mit Rainer Werner Fassbinder zusammen arbeitete und auch Kunstsammler war, eröffnete die Bar 1995. Viele der Gäste kamen damals aus dem Filmgeschäft und Medienbereich. Auf Fotos von der Eröffnung sieht man u.a. Oliver Berben. Schauspieler Dietmar Bär machte damals die Tür. Wobei einige Stammgäste in den ersten Jahren sogar einen Schlüssel besaßen und gar nicht klingeln mussten. Filmdramaturgin Andrea Kuhn übernahm 2015 nach dem Tod ihres Mannes die Bar, die er auch als sein „Wohnzimmer“ bezeichnet hatte. Von ihm lernte sie, diesen einzigartigen Ort nicht nur als Raum, sondern als eine eigene Person wahrzunehmen.

Einrichtung und Konzept?
Bitte an der grünen Tür klingeln und dann wird man drinnen zwischen Wänden mit den von Thomas Hauser aufgemalten Karos und Holzmustern empfangen. Es herrscht neben eleganter Lässigkeit auch eine gewisse Etikette, und das meint Andrea Kuhn ganz positiv: Handys sind tabu, denn es wird auf das klassische „analoge“ Kommunizieren Wert gelegt. Die Inneneinrichtung in diesem Kunstraum liegt „irgendwo zwischen einem privaten Salon und einem David Lynch Film“. Prägnant ist neben dem langen Holztresen vor allem die gewellte Wand gegenüber. Der Vater ihres Mannes war Architekt, erzählt Andrea Kuhn, und gestaltete Häuserfassaden in dieser Art. Über der Ledersitzecke am Eingang hängt ein Foto von Ulli Lommel, einem Freund von Fritz Müller-Scherz, mit der berühmten Lederjacke von Steve McQueen in Hollywood.

Veranstaltungen?
Sitzen können zwischen 40 und 50 Gäste. Maximal 100 Leute im Stehen kämen unter, schätzt Andrea Kuhn, und manchmal vermietet sie ihre Bar auch, so wie neulich für eine Hochzeit von Stammgästen. Doch geschieht das eher selten, weil sie das Publikum ungern vor geschlossener Tür stehen lassen möchte. Tagsüber kommt es vor, dass sich die Barkeeper-Szene hier zu „Blind-Verkostungen“ oder Sake-Workshops trifft.

Musik?
Meist klingt es jazzig, doch läuft manchmal auch funkige Popmusik. Generell dezent, damit man sich gut unterhalten kann, betont Andrea Kuhn, doch ab und zu wird’s auch etwas rockig.

Kundschaft?
Sie kommen allein, als Paare oder in Gruppen. Gestern war ein Inder zu Gast, der von der Bar in einem Reiseführer gelesen hatte, berichtet Andrea Kuhn. Sie beschreibt ihr Publikum als international und sehr divers. Eine Hipster-Bar ist es nicht. Die meisten Gäste sind zwischen 20 und 60 Jahre alt und wissen, was einen guten Cocktail auszeichnet. Die Bar befindet sich im gehobenen Preissegment.

Zukunft?
Niemand hatte 2015 damit gerechnet, dass Andrea Kuhn die Bar wirklich machen würde. Inzwischen hat sie das alte Mobiliar instandgesetzt und hofft auf lange Nächte in einer vollen Bar.

www.greendoor.de

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