Erfolgreiches Damenteam

Britt Eerland, Kathrin Mühlbach, Sabina Surjan, Irina Palina (Coach), Jessica Göbel, Nina Mittelham, Ding Yaping und Xiaona Shan (v. l. n. r.) Fotos: Bernd Karkossa

Es geht ziemlich dezent zu in der Frauensporthalle in Marzahn. Das liegt zum einen an der Sportart, die hier gerade gespielt wird, Tischtennis fordert nun einmal höchste Konzentration. Eine Lärmkulisse wie bei Mannschaftssportarten wie Fuß- oder Handball wird man beim Tischtennis nicht erleben. Nicht einmal bei der Champions League, die an diesem ersten Wochenende im November in Marzahn stattfindet.

Zum anderen ist auch Corona schuld, dass es dermaßen leise ist. Nur eine kleine Kulisse hat sich eingefunden, das Kartenkontingent war aufgrund der Einschränkungen stark begrenzt, es gilt die 3G-Regel. Schade eigentlich, denn es ist großer Sport, der hier geboten wird. Die Frauen des ttc eastside Berlin sind seit Jahren in Deutschland das Nonplusultra in ihrer Sportart – und auch in Europa absolute Spitze. Berliner Vereine wie Alba im Basketball, die Eisbären im Eishockey, die Füchse-Handballer, ja sogar die BR Volleys, die den deutschen Volleyball dominieren, haben beeindruckende Erfolge eingefahren, aber vom ttc eastside sind sie ein ganzes Stück entfernt. Von Hertha BSC und dem 1. FC Union im Fußball ganz zu schweigen. eastside hat von 2014 bis heute sieben Deutsche Meistertitel und genauso viele Pokalsiege gefeiert – und seit 2012 waren die Künstlerinnen mit dem Zelluloid-Ball auch noch fünfmaliger Champions-League-Sieger. Die Bundesliga-Tabelle führen sie auch schon wieder deutlich an.

Zurück in die Frauensporthalle. Nachdem dieser Wettbewerb im Vorjahr der Pandemie zum Opfer gefallen war, richtet der Verein am 6. und 7. November in Marzahn die Gruppenphase des diesjährigen Wettbewerbs aus. Ständig auf Achse in der Halle ist Alexander Teichmann, seit rund zehn Jahren Präsident des ttc eastside. In Frankfurt/Main geboren, in Hockenheim aufgewachsen, kam der heute 65-Jährige nach einem Studium in Freiburg in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre nach Berlin. „Ich wollte endlich mal in eine Großstadt“, sagt Teichmann. Tischtennis spielte er hobbymäßig. In den 90er Jahren trat der Inhaber einer Werbeagentur dem TSC Berlin bei, dessen Tischtennis-Abteilung sich 1999 in 3B Berlin umbenannte, 3B, ein Dienstleister für Gebäudereinigung, war der Hauptsponsor. Seit 2010 heißt der Verein ttc eastside, 3B ist als Sponsor nach wie vor dabei.

Knapp 300 Mitglieder zählt der Verein, davon sind rund 40 Prozent Jugendliche. Aushängeschild aber ist die erste Damenmannschaft. Die lassen wir uns rund 100.000 Euro pro Saison kosten“, sagt Jürgen Heinrich, Schatzmeister seit 2007. Dafür gibt es Mittel von der Spielbank Berlin und von einer ganzen Reihe Sponsoren. „Fast alle sind uns treu geblieben, auch in der Corona-Pandemie“, ergänzt Heinrich.

ttc eastside-Schatzmeister Jürgen Heinrich (li.) und Präsident Alexander Teichmann (re.)

eastside hat immer drei, vier Topspielerinnen unter Vertrag, die zu den Bundesliga- oder internationalen Spielen anreisen. Wie die chinesisch-stämmige Xiaona Shan, die vor neun Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt und in Düsseldorf lebt, oder Nina Mittelham. „Die Topspielerinnen sind ständig zum Training in den Leistungszentren“, erklärt Teichmann. „Wenn sie in Berlin wohnen würden, hätten sie keine gleichwertigen Gegner und würden an Niveau verlieren.“ Beide blicken auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurück, zusammen wurden sie Europameisterinnen mit der Mannschaft und Vierte bei den Olympischen Spielen in Tokio. Dazu holten beide einen weiteren EM-Titel: Shan im Doppel, Mittelham im Mixed. Langjährige Trainerin ist Irina Palina. Die heute 51-jährige Russin spielte schon für den Verein, als der noch TSC hieß und auch heute greift sie noch für die 2. Mannschaft zur „Kelle“.

Ungeschlagen in der Champions League

In der Gruppenphase fehlt Irina Palina allerdings wegen eines Trauerfalls, auch einige Spielerinnen sind aus verschiedenen Gründen nicht dabei. Aber Nina und Xiaona gehen am ersten Tag an die Platte. Es geht knapp zu. Mit 3:2 gewinnen die Berlinerinnen ihr erstes Spiel gegen CP Lyssois Lille Métropole aus Frank-
reich. Emotional geht es vor der zweiten Begegnung gegen die Ungarinnen von SH-ITB Budaörsi zu. Die langen Jahre für eastside aktive Georgina Pota, die vor anderthalb Jahren aufgrund ihrer Schwangerschaft zurück nach Ungarn ging, aber wegen der Corona-Beschränkungen nicht gebührend verabschiedet werden konnte, wird nun von Teichmann nachträglich geehrt. Dabei hat die 36-jährige Ungarin schwer mit den Tränen zu kämpfen. Dass der frühere Publikumsliebling der eastside-Fans nichts verlernt hat, zeigt sie mit Siegen gegen Nina und Xiaona, die aber ihre Spiele gegen Maria Fazekas gewinnen können. Für den dritten Punkt sorgt Neuzugang Sabina Surjan mit einem 3:0 gegen Helga Dari. Damit war der Titelverteidiger bereits für die K.o.-Runde qualifiziert, am Sonntag sicherte sich der ttc mit einem weiteren 3:2-Erfolg gegen das portugiesische Team von GDCS Do Juncal den Gruppensieg. Hier musste sogar die Oberligaspielerin Johanna Salzmann aushelfen, da Nina Mittelham dringend eine Pause brauchte, Britt Eerland verletzt und die anderen Stammspielerinnen verhindert waren.

Berlins Manager Andreas Hain freute sich über den Gruppensieg, trotz der widrigen Umstände: „Drei Spiele und drei Siege: alles gut.“ Augenzwinkernd fügte der Manager des ttc eastside hinzu, der anstelle von Irina Palina das Team bei allen drei Spielen coachte: „Der Hilfstrainer hat geliefert! Ungeschlagen in der Champions League!“ Im Viertelfinale geht es im Januar gegen den tschechischen Vertreter SKST Plus Hodonin. Vom ttc eastside wird man auch in Zukunft noch viel hören.

www.ttc-berlin-eastside.de

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