Einen „Koffer in Berlin“ hatte Hildegart Knef Zeit ihres Lebens. Sie war „die Knef“. Eine deutsche Diva. Am 28. Dezember 2025 wäre die Ausnahmekünstlerin 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass ehrt Tim Fischer in der Bar jeder Vernunft die geborene Ulmerin Ende Dezember auf seine ganz persönliche Art. Diesmal sogar in Knef Kostümen.
„Ihre Songs sind nach wie vor zeitlos schön“, sagt Tim Fischer. „Sie zeugen von Emotionen, Wärme, Mut und Zerbrechlichkeit.“ Künstlerisch nähert sich der Chansonnier und Schauspieler dem Werk der Wahl-Berlinerin, die in ihrem „Geschenkten Gaul“ beschreibt, wie sie das Leben als „Steh-auf-Männchen“ meisterte. In der Schöneberger Leberstrasse 33 erinnert eine Gedenktafel an den ersten Wohnsitz der Knef, nachdem sie mit ihrer Mutter nach Berlin gezogen war. Und an der UFA Schauspielschule Unterricht hatte. Nach dem Krieg ging sie zunächst ans Theater, erst an die Tribüne am Ku’damm, dann um Schlossparktheater. Dort wurde sie für den Film entdeckt und spielte im ersten deutschen Nachkriegsfilm mit: „Die Mörder sind unter uns“ von 1946. Mit ihrem ersten Mann zog sie im folgenden Jahr in die USA, kehrte aber 1951 für einen Skandalfilm nach Deutschland zurück: „Die Sünderin“. Unter der Regie von Willi Forst entstand ein Film, in dem sie eine Prostituierte spielte. Einige Sekunden lang war ihr nackter Busen zu sehen, damals ganz schön ungehörig. Nicht nur die Kirchen riefen empört zum Boykott auf. Das Bundesverwaltungsgericht entschied aber gegen eine Zensur, denn es handelte sich um ein Kunsterzeugnis. Der Film wurde ein voller Erfolg, die Knef war der erste deutsche Filmstar nach 1945, eine Stilikone.

Hildegard Knefs Karriere als Schauspielerin, Sängerin und Autorin war vom Erfolg ebenso geprägt wie vom Scheitern, und an beidem ließ sie die Öffentlichkeit teilhaben. Sie ließ sich nicht festlegen auf eine Rolle. 1950 nahm sie im Rahmen ihrer Ehe mit einem Amerikaner dessen Staatsbürgerschaft an. Sie trat Mitte der fünfziger Jahre über sechshundert Mal als Ninotschka im Broadwaymusical Silk Stockings auf, drehte Filme in Frankreich, Italien, England, Deutschland und Hollywood. Es folgten Konzert- und Theatertourneen, die sie auch 1968 in die Berliner Philharmonie führten. Mit der Veröffentlichung ihrer Autobiografie „Der geschenkte Gaul“ startete Hildegard Knef 1970 die dritte erfolgreiche Karriere als Buchautorin. In den achtziger und neunziger Jahren überraschte sie die Öffentlichkeit mit ihren Gemälden und einer eigenen Modekollektion.
Wer sich auf die Spuren von Hildegard Knef in Berlin macht, der kommt an einem Ort auf keinen Fall vorbei: dem Lippenstiftmuseum – Gründer René Koch war nicht nur ihr Visagist, sondern auch ein enger Freund. Zahlreiche Briefe und Karten von ihr an ihn, lassen auf eine sehr herzliche Freundschaft schließen. Die letzte Ruhestätte, der am 1. Februar 2002 in Berlin verstorbenen Diva ist ein Berliner Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Zehlendorf. Ein Trauergottesdienst fand unter großer Teilnahme in der Gedächtnis-Kirche statt. Das Areal vor dem Bahnhof Südkreuz heißt seit 2007 Hildegard-Knef-Platz.

Tim Fischer imponiert an der Knef, dass sie „offen zu ihren Niederlagen gestanden hat. Ich hatte sogar das Gefühl, dass ihr dieser menschliche Aspekt immer sehr wichtig geblieben ist. Das hat mich berührt. Und das ist eigentlich das, was wir auch in unserem Konzert, ihr zu Ehren, rüberbringen wollen.“ Über Hildegart Knefs Beziehung zu Deutschland hat Tim Fischer seine eigene Meinung: „Das war wohl eine Hassliebe, das geht ja den meisten Berlinern so. Ich glaube, dass sie auf das Deutsche nicht so gestanden hat, das war ihr zu spießig. In Amerika hat man da eine ganz andere Freiheit gespürt. Und trotzdem hat man hier so was Kesses, das findet man nirgends anders auf der Welt. Ihr berühmtes Lied „Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen“, zeigt ja, dass die Stadt einen Schönheitsfehler hat, was sie aber wiederum auch wieder ausmacht.“ „Sie hatte das gewisse Etwas, sie hatte diese Berliner Schnodderigkeit, sie hatte aber auch so eine bestimmte Illusionslosigkeit, die neben dem starken Gefühl ihre Songs charakterisieren“- so Fischer.
Möge es „rote Rosen regnen“ für Hildegart Knef – in der Bar jeder Vernunft, filmisch tut es das im Friedenauer Cosima-Filmtheater. Zum Geburtsdatum am 28. Dezember zeigt das Kino „Fedora“ von Billy Wilder (auch am 29.12.). Das Zimmertheater Steglitz hat am 28.12. „Hildegard Knef zwischen gestern und heute“ im Programm, eine Lesung und Insider-Story mit dem Schauspieler Eberhard Weißbarth, der sich selbst als ihren größten Fan bezeichnet. Außerdem gibt es in der ARD am 23.12. „Hildegard Knef – Ich will alles“. Die TV-Premiere ist zudem in der ARD Mediathek zu finden.
http://www.lippenstiftmuseum.de/
https://www.zimmertheater-steglitz.de/
https://www.bar-jeder-vernunft.de/
https://cosima-filmtheater.de/