Wo Anfang und Ende sich treffen

Die Humboldt-Universität - Foto: Christiane Flechtner

Alexander von Humboldt wohnte in seiner Jugend und im Alter in Berlin. Wer sich auf die Spuren von Alexander von Humboldt begibt, sollte unbedingt in Tegel beginnen: Im Schloss Tegel verbrachte er seine Kindheit, wo er gemeinsam mit seinem Bruder privat von Hauslehrern unterrichtet wurde, die dem aufklärerischen Denken nahestanden – anfangs von dem von Rousseau pädagogisch inspirierten Erzieher und Hauslehrer Joachim Heinrich Campe und später von Gottlob Johann Christian Kunth.

Der 20-Jährige kam durch einen Zufall an das Schloss, wo man ihn wegen seiner gewandten Manieren und des vielseitigen Wissens als Erzieher einstellte. Zwölf Jahre leitete Kunth den Unterricht der hochbegabten Brüder. Er war es auch, der den jungen Wilhelm für die Antike begeisterte. Mit 14 lernte Wilhelm Latein und Französisch, bald darauf Griechisch. Alexander hingegen zeigte früh Interesse an Naturgeschichte und Pflanzenkunde. Es hält sich daher die Legende, er habe zu Hause den Spitznamen „der kleine Apotheker“ erhalten. Er las gerne von Forschungs- und Entdeckungsreisen; 1783 fertigte er eine Zeichnung der „Halbkugel der neuen Welt“ an und eine Veranschaulichung des „Copernicanischen Planetensystems“.

Foto: Christiane Flechtner

Im Schloss Tegel und am Tegeler See verlebte Alexander mit seinem Bruder Wilhelm sehr naturverbundene Jugendjahre, die ihr ganzes Leben prägten. Auch Goethe lernten sie kennen, als er 1778 zu Besuch kam. Damals war Wilhelm elf und Alexander neun Jahre alt. Die Humboldtbrüder erbten das Schloss 1797. Alexander verzichtete gegen eine angemessene Entschädigung von 20.000 Talern auf das Anwesen und finanzierte mit diesem Geld einen Teil seiner Forschungsreisen nach Südamerika.

Und so ist Alexander im wahrsten Sinne immer wieder „in die weite Welt“ hinaus gereist, während sein Bruder das Gebäude von Schinkel in klassizistischem Stil umbauen ließ und es zu seinem Wohnsitz und Zuhause machte.

Von 1799 bis 1804 bereist der Naturwissenschaftler Mittel- und Südamerika und kehrt nach einem Aufenthalt in Paris im November 1805 nach Berlin zurück – einerseits auf Wunsch seines Bruders, andererseits auf zunehmenden Druck des preußischen Königshauses. Schließlich war er bereits während seiner Amerika- Reise zum außerordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften und wenig später zum Königlichen Kammerherrn ernannt worden. Und obwohl Humboldt wenig Neigung verspürt, „die Türme Berlins wiederzusehen“, setzt er seine wissenschaftliche Arbeit in Berlin fort. Er wohnt zu dieser Zeit in der Friedrichstraße 189 zur Miete und erlebt die Besetzung Berlins durch die Franzosen nach dem militärischen Zusammenbruch Preußens im Jahr 1806 und die damit einhergehende Plünderung im Schloss Tegel. Doch Alexander kann seine guten Verbindungen mit Frankreich nutzen und trägt so zur Schadensbegrenzung für eigene familiäre Besitzungen bei. 1807 geht Alexander wieder nach Paris.

Lebensabend in der Geburtsstadt

Erst 20 Jahre später, im Alter von 58 Jahren, lässt sich Humboldt dauerhaft in seiner Geburtsstadt nieder. Er wohnt erst in einem Haus, das Anfang der 1840er-Jahre abgerissen wird, um dem Bau der Nationalgalerie Platz zu machen. Einzig für die Russlandexpedition 1829 ist er für ein knappes halbes Jahr fort. Danach – im Jahr 1848 – zieht er in die Oranienburger Straße 67 und wohnt dort bis zu seinem Tod im Jahr 1859.

Der heutige Bezirk Mitte ist sein Wohnund Schaffensbereich: In der Singakademie hält er 1827 und 1828 Vorträge zu seinem fünfbändigen Werk „Kosmos“ – kostenlos natürlich. Schließlich ist es ihm wie auch seinem Bruder Wilhelm wichtig, allen Menschen Zugang zu Kunst und Bildung zu ermöglichen. So hält Alexander seine „Kosmos“-Vorlesungen, an denen die ganze Gesellschaft – vom Zimmermann bis zum König – teilnehmen kann, ohne Eintritt zahlen zu müssen. Keine 100 Meter entfernt steht die Universität, die sein Bruder 1809 mitbegründet hat und die heute den Namen „Humboldt“ trägt. Hier thronen Unter den Linden auch heute noch die Humboldt-Brüder auf hohen Marmorsockeln. Der Naturwissenschaftler sitzt mit einer Pflanze in der Hand auf einer Weltkugel.

Auch das Schloss, in dem Alexander von Humboldt ein- und ausging, ist nicht weit entfernt. Dort liest er als Kammerherr der Königsfamilie und ihren Gästen vor und erzählt von seinen Weltreisen. Das Schloss wird im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1950 gesprengt. Der Palast der Republik rückt für kurze Zeit an seine Stelle. Doch nun wird das Schloss wieder aufgebaut und trägt künftig den Namen Humboldt Forum. Eine Eröffnung ist 2020 geplant. Hier sollen unter anderem Stücke gezeigt werden, die Alexander von Humboldt von seinen Reisen mitgebracht hat – allerdings allesamt Kopien, denn die echten „Mitbringsel“ sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

In der Oranienburger Straße 67, wo Humboldt am 6. Mai 1859 starb, befindet sich heute das Meininger Hotel „Berlin Mitte Humboldthaus“. Doch nicht nur der Name des Hotels, sondern auch ein farbenfrohes Wandbild im Speisesaal des Hotels und kubanische Humboldt-Comics in der Lobby erinnern an den Naturwissenschaftler. Zudem ist auch eine Wandtafel zur Erinnerung angebracht.

Echte, originale Erinnerungen Humboldts gibt es noch in der Dorotheenstraße: In der Berliner Staatsbibliothek befinden sich die neun Bände umfassenden amerikanischen Reisetagebücher. 4.000 Seiten, in Leder gebunden und vielsprachig in Deutsch, Spanisch, Englisch und Französisch geschrieben, sind hier sicher verwahrt und überdauerten die Jahrhunderte. Ein besonderes Kleinod, Ergebnis eines wissbegierigen Naturwissenschaftlers und Andenken an einen großartigen Menschen.

Familiengrab von Alexander von Humboldt im Park des Schlosses Tegel in Berlin – Foto: Christiane Flechtner

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