Groß denken – klein anfangen: Gourmetblüten für Wildbienen

Katzenminze wächst üppig und bietet Nahrung für Bienen und Insekten. Im Frühjahr bis kurz über den Boden zurückschneiden, fertig. -Fotos: Dr. Andrea Pahmeier

Die Tage werden länger, genau die richtige Zeit, sich Gedanken zu machen, denn wie unsereiner könnte der Garten neuen Schwung gebrauchen. Bilanz in stillen Minuten ziehen, neue Kleider wagen, Ballast abwerfen, mal was Wildes ausprobieren, so ist unser Potenzial auch im Garten fast unerschöpflich. Warum nicht einen Naturgarten anlegen und, ganz wie im Leben: groß planen, klein anfangen.

Zunächst die großen W‘s…. Was soll der Garten für mich sein? Eher Ruheraum, Entfaltungsraum, Erprobungsraum, Nutzgarten, Sträucher, Bäume und Mehrjährige oder lieber Einjährige? Große Rasenbereiche oder Wiesen? Wie soll er genutzt werden? Wer geht hinein? Also mehr Spielgarten oder Liegewiesen, Laufwege, Ruhebereiche, Teichanlage, Obst- und Gemüselieferant, Kräuterbereich, Kompost? Wo ist Licht, wo Schatten? Wo steht die Sonne zu welcher Uhrzeit, wo sind die dunkelsten Bereiche, wo ist es am wärmsten, wo windgeschützt, wo sammelt sich das Regenwasser, wo sind feuchte, kühle Bereiche. Wie ist der Boden beschaffen? Sandboden, Mutterboden, Lehmboden, Waldboden, Mischbereiche, Bauschuttbereiche, wo sollte mit Kompost aufgebessert, ggf. verdichtete Bereiche aufgelockert werden, arbeite ich mit oder gegen den vorhandenen Boden?

Wie groß werden die einzelnen Pflanzen, welchen Abstand muss ich einhalten? Was heute schmal und klein aussieht, ist in wenigen Jahren eine raumgreifende Pflanze. Ist ein regelmäßiger Schnitt nötig, vermehrt sich die Pflanze gern über Wurzelausläufer, wenn die Pflanzen groß sind, wie viel Schatten werfen sie dann und wie vertragen das die Nachbarn? Ist schon ein Garten vorhanden, kommen noch ein paar Überlegungen hinzu … nisten schon Bienen im Boden? Dann nicht gleich alles umgraben. Wie ist die bisherige Struktur? Wie soll die Raumaufteilung sein? Was kann übernommen werden? Wie bekomme ich Wasser zu den einzelnen Bereichen? Und die vielleicht wichtigste Frage, wer kommt bereits in meinen Garten, wem würde ich gern ein neues Zuhause geben?

All diese Fragen erschlagen zunächst, doch Gedanken und Beobachtungen geben uns schnell ein Gefühl für die neue, grüne Oase.

Bleiben wir mal bei den Bienen. Klar, Honigbienen, was sonst. Diese sind aber nur ein kleiner Teil der summenden Schar, und, verglichen mit Wildbienen, keine Gourmets am Blütenbuffet, sondern, na ja, eher wie ein Hausschwein, denn, es wird quasi alles mitgenommen, was auf den Tisch kommt bzw. so blüht. Haben Sie sich aber schon mal Gedanken um die verschiedenen Wildbienen und Hummeln gemacht? Ob Erdbiene, Sand-, Löcher-, Furchen-, Seiden- oder Trauerbiene, es gibt weit über einhundert Wildbienenarten und viele Blüten in unserem Garten schmecken nur der einen oder der anderen Art, denn sie sind Spezialisten für bestimmte Pflanzen, Gourmets ersten Ranges. Für sie alle gilt, züchterisch veränderte Blüten, insbesondere gefüllte Blüten, haben Bienen nichts zu bieten. Bei diesen veränderten, gefüllten Blüten werden Staubblätter züchterisch zu Blütenblättern gewandelt, sieht für uns toll aus, den Bienen aber bietet es weder Pollen noch Nektar, ist also nutzlos.

Daher möchte ich Ihnen heute ein paar Bienenpflanzen vorstellen, die in jedem Garten toll aussehen und richtig was zu bieten haben. Zu diesen Bienenpflanzen zählt Borretsch (Borago officinalis), der gern sonnig bis halbschattig steht, der purpurne Sonnenhut (Echinacea purpurea), der besonders sonnige und trockene Standorte liebt, und Herzgespann (Leonurus cardiaca) und Bienenfreund (Phacelia) sind mit die besten Bienenpflanzen, wobei Phacelia als einjährige Pflanze gern zur Gründüngung eingesetzt wird. Im Kräuterbeet erfreut Dost (Origanum vulgare, Oregano) als mehrjähriges Kraut nicht nur Bienen, sondern ist ebenso umlagert von Schmetterlingen und Hummeln. Setzen Sie doch etwas Ysop (Hyssopus officinalis) daneben, denn dieses alte Würz- und Heilkraut lieben Bienen und Insekten gleichermaßen. Und im hinteren Beetbereich, auf trockenem Boden bei voller Sonne, machen sich immer Stockrosen (Alcea rosea) hervorragend.

Bauernjasmin: mit vielen einfachen Blüten eine Pracht und ein Magnet für Bienen.

Hier jedoch nur die ungefüllten setzen, denn die gefüllten sind, wie bereits gesagt, „taube Nüsse“. Wunderbar als Bienen- Frühjahrssnack ist Huflattich (Tussilago farfara), dessen tolle Blätter erst nach den Blüten wachsen, genauso wie Schneeglöckchen, Blaustern, Winterlinge, Schleifenblume (Iberis) oder Weidenbäume. Setzen Sie doch statt Tulpen mal Wildtulpen, das sieht toll aus, schmeckt Hummel und Co. hervorragend und erspart Ihnen viel Geld und Arbeit, denn Wildtulpen kommen jedes Jahr wieder, vermehren sich von allein und bilden wunderschöne Areale im Rasen oder Beet. Und weil wir hier gerade so wild sind, wie wäre es denn mal, im Rasen Weißklee, Hornklee, Löwenzahn und Schafgabe wachsen zu lassen? Die jungen Löwenzahnblätter schmecken zudem lecker im Salat, regen durch ihre leichten Bitterstoffe unseren Stoffwechsel an und machen nicht nur Bienen fit. Auch Balkon und Kübel lassen sich super schick mit Wildpflanzen bestücken, statt Geranien aus „Massenhaltung“ wären Goldlack, Fächerblume, Verbenen, Lobelien, Löwenmäulchen, Zierlauch und Küchenkräuter ein leckeres Bienenbuffet. Oder kombinieren Sie Akelei mit Lavendel, Lupinen, wilden Malven, Astern oder Wildrosen. Ihre Auswahl ist riesig, Sie können aus über 3.000 einheimischen Wildpflanzen für alle Gartenbereiche wählen, die sind richtige Hingucker und robust.

Noch mehr Infos zu weiteren Bienenund Hummelpflanzen durchs Gartenjahr finden Sie unter anderem auf der Internetseite des NABU und bei Wildstaudengärtnereien, da lese auch ich immer wieder gern nach.

Bevor Sie nun losziehen, im Garten aufräumen und Platz schaffen für die wilde Pracht, warten Sie noch etwas mit dem Rückschnitt verblühter Stauden und Stängel so bis April/Mai, denn einige Bienenarten haben hier ihre Nist- und Schlafplätze im Winter und überwintern als Larven in hohlen Stängeln, die sie erst im warmen Frühjahr verlassen. Seien Sie also ein etwas fauler Gärtner, lassen Sie das Laub noch etwas liegen, die Blütenstände stehen, die Holz- und Steinhaufen ruhen. Eine bunte Insekten- und Vogelschar wird es Ihnen danken und der nächste Honig vom hiesigen Imker schmeckt dann umso besser.

Und für Freunde des gepflegten Grusels mit Know-how-Gewinn kann ich den Klassiker von 1962, Rachel Carsons „Der stumme Frühling“, nur wärmstens empfehlen. Da kommt kein Horrorfilm mit!

In diesem Sinne, lassen Sie Ihren Garten seine wilde Seiten erleben.

Foto: Andreas Krone

Unsere Autorin: Dr. Andrea Pahmeier gründete im Jahr 2004 in Zossen eine kleine, feine Manufaktur für Brandenburger Naturkosmetik, die die Gaben der Natur mit Wissen über die Wirkung ihrer Inhaltsstoffe und die Kenntnisse aus der Bio-Medizin mit jahrhundertealten Erfahrungen verbindet. Zugleich ist die promovierte Naturwissenschaftlerin mit Abschlüssen in Biologie und Biochemie eine begeisterte Gärtnerin.

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